Statuette & Foto: Renate Vetter














Statuette & Foto: Renate Vetter


Trance aus wissenschaftlicher Sicht

EEG Untersuchungen des Gehirns während der Trancehaltungen, die Prof. Dr. J. Kugler an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik München 1983 durchführte, brachten folgende Ergebnisse zu Tage: Es entstehen eindrucksvolle Thetawellen von vier bis sieben Hertz, die normalerweise im Erwachsenengehirn während tiefer Schlafstadien oder bei geübten Zen-Meditierenden abzuleiten sind und tiefe Entspannung anzeigen, hier aber an Stellen gemessen wurden, an denen größtes visuelles Erleben stattfindet.

Und Prof. Dr. Giselher Guttmann, Psychologisches Institut der Universität Wien, bestätigte dies 1990: Während der Trance treten phasenhaft langsame Gehirnwellenzustände (Thetawellen) auf, die sonst nur bei extremer Desaktivierung, also bei „Nichterleben“, zu finden sind – normalerweise ein Hinweis auf einen mitteltiefen Schlafzustand. Die Personen gaben jedoch später an, in diesen Phasen besonders eindrucksvolle Szenen gesehen zu haben.
Gegensätzlich dazu fand er: Das Gleichstrompotential des Gehirns (oder die Gehirnelektrizität) erhöht sich mit Beginn der Tranceinduktion, in eben gegensätzlicher Richtung, in der es sich beim Schlaf erniedrigt. Nichts was wir im alltäglichen Leben erleben, bringt derartig hohe Veränderungen des Gleichstrompotentials im Gehirn hervor. Bei normaler Konzentration liegt das Gleichstrompotential bei 100 Mikrovolt, während der Trance bei 1000 bis 2500. Professor Guttman sprach bei diesen Geschehnissen im Gehirn während der Trance von einem „paradoxial Arousel“: Einer entspannten Hochspannung.

Bei Münchner Untersuchungen von Dr. Ingrid Müller 1983 stellte sich heraus, dass sich das Blutserum während der Trancereisen verändert, Adrenalin, Noradrenalin und Hydrocortison, also die Stresshormone, verringern sich, der Pulsschlag erhöht sich, während der Blutdruck abfällt – sehr ungewöhnlich, da dies normalerweise im Körper nur bei Notfallsituationen geschieht. Gleichzeitig – und vermutlich genau dadurch - wird das Opiat Beta-Endorphin ausgeschüttet, ein schmerzstillende Substanz, die als Ursache für die Gefühle von Wohlbefinden, Freude und Ekstase nach der Trance angesehen wird.

Weitere Untersuchungen über die Körperphänomene während der Trance: Unter den Trancehaltungen stellt sich ein hohes Maß an Synchronisation zwischen den beiden Gehirnhälften ein und die Zusammenarbeit zwischen Kortex (Reptiliengehirn), dem limbischen System („Gefühlszentrum“) und dem Neokortex (Großhirn) wird verbessert. Sehzentrum und rechte Gehirnhemisphäre werden besonders angeregt.

Keine andere uns bekannte Körpertechnik, Meditation, Yoga, Holotropes Atmen, hypnotische Trance oder anderes führt zu diesen dramatischen und spezifischen Veränderungen im Körper, die nur mittels der speziellen Körperhaltungen und der rhythmischen Anregung durch Rassel oder Trommel bei ca. 210 bpm herbeigeführt werden und von Dr. Goodman als religiöse Trance bezeichnet wurde. Und sie postulierte: „Trance ist gesund!“, ja sprach bei modernen westlichen Menschen sogar von einer Trancedeprivation, die sie anfällig werden ließen für Suchterkrankungen oder psychische Erkrankungen.

© Silvia Eichner

„Der Zustand der Trance ist eine im Menschen angelegte biologische Erfahrungsmöglichkeit. Trance ist die biologische Tür zur anderen, heiligen Wirklichkeit.“ Felicitas Goodman



 



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